Als der Welt das Geld ausging

234 Seiten
ISBN-13: 978-1495994593
€ 9,90
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ASIN: B00JM90PZ0
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Rezension zu „Als der Welt das Geld ausging“

21. Juli 2014

Auf dem bekannten Thriller-Blog von Stephienchen findet ihr eine Rezension zu „Als der Welt das Geld ausging“. Vielen Dank an Stephienchen dafür.


Leseprobe

„Bitte berichten Sie uns, Norman.“
Bereits einen Tag nach der Entdeckung stand Norman vor einem größeren Publikum. Er hasste die geschraubte Art, wie man in offiziellen Sitzungen redete. Es setzte ihn unter Druck und er begann an den Händen zu schwitzen.
„Also, hm“, räusperte er sich. „Während meiner Nachtschicht holte ich mir gerade einen Kaffee „
„Nur das Wichtige“, unterbrach ihn Günther Kempff, der Leiter des Forschungsprogramms. „Und bitte ohne Fachchinesisch. Ich habe Herrn Bittner von den Behörden dazugebeten.“
Herr Kempff nickte einem älteren Herren mit Brille zu. Er war der einzige, der Anzug und Krawatte trug.
„Ja, jedenfalls blinkte diese Anzeige auf.“
Norman stockte und wartete darauf, dass man ihn wieder unterbrechen würde. Warum hatten sie ihn überhaupt in die Runde der Abteilungsleiter geholt, wenn ihm doch keiner zuhören wollte? Aber niemand sagte etwas und alle warteten auf seinen Bericht. Dann räusperte Norman sich und fuhr fort.
„Apophis hat Begleitung bekommen“, sagte er in die gespannte Stille. Er blickte nervös zu Herrn Bittner von der Behörde. „Apophis ist ein Asteroid, der die Sonne umkreist. Alle 323 Tage einmal herum. Im Abstand von derzeit sechs Jahren kreuzt er die Umlaufbahn der Erde. Es ist einer von fast 1000 bekannten Asteroiden, die auf Kollisionskurs mit der Erde sind. Viele Objekte kreuzen irgendwann einmal die Umlaufbahn der Erde. Mit etwas Pech treffen sie dann auf unseren Planeten. Apophis gehört zu dieser Gattung. Er hat einen Durchmesser von 300 Metern und wird die Erde mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 : 45 000 im Jahr 2036 treffen. Das ist nichts Neues. Die UN rechnet mit einem gewaltigen Einschlag und versucht mit ihren Partnerorganisationen Abwehrmaßnahmen zu ergreifen.“
Norman machte eine kurze Pause und trank einen Schluck Wasser. Dann fuhr er fort.
„Auf seiner Umlaufbahn hat Apophis einen Meteoritenschwarm durchquert, der weit an der Erde vorbeizieht. Wir hatten eigentlich erwartet, dass Apophis dabei einige Grad aus seiner Bahn gezogen werden könnte und so möglicherweise gänzlich an der Erde vorbeiziehen würde. Aber offensichtlich haben wir das Gravitationsfeld von Apophis falsch berechnet und er hat nun ganz im Gegenteil einen größeren Teil der Meteoriten in seine eigene Bahn gezogen. Wir sehen uns nun einem ganzen Schwarm von Meteoriten gegenüber, von denen jeder einzelne allein gewaltige Zerstörungskräfte entfalten könnte.“
„Was verstehen Sie denn unter gewaltigen Zerstörungskräften ?“, fragte Herr Bittner in einem neutralen Tonfall, den man wohl ausschließlich in einer Behörde erwerben kann.
Norman überlegte kurz, wie er die Auswirkungen beschreiben könnte.
„Kennen Sie das Tunguska-Ereignis?“, fragte er in die Runde.
Auf einigen Gesichtern standen Fragezeichen.
„Ich weiß, das ist irgendwie mysteriös und niemand kann genau erklären, was damals passiert ist. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Meteoriteneinschlag. Am 30. Juni 1908 ereignete sich in Sibirien am Fluss Tunguska eine gigantische Explosion. Die Explosion war über Tausend mal stärker als die Atombombe über Hiroshima. Eine unvorstellbare Verwüstung überzog ein Gebiet von über 2000 Quadratkilometern rund um das Epizentrum. Zum Glück lebte damals in dieser Gegend kaum jemand. Lediglich ein Bärenjäger wurde getötet. Da kurz zuvor ein Metoritenfall beobachtet worden war, wird angenommen, dass ein Steinasteroid in einigen Kilometern Höhe in die Erdatmosphäre eintrat und explodierte. Die Fakten sind widersprüchlich. Das Probenmaterial der Tunguska-Expedition hat eine spezifische Zusammensetzung aus Olivin, Pyroxen und Plagioklas ergeben und deutet damit auf einen Asteroiden hin. Gesichert ist das allerdings nicht. Sie fragen sich wahrscheinlich, was das alles mit meiner Beobachtung zu tun hat. Ganz einfach: Der Meteoritenhagel, der auf uns zukommt, besteht aus vergleichbarem Material. Wenn also auch nur einige wenige Meteoriten die Erde treffen, werden wir einen Effekt haben, wie die gleichzeitige Explosion mehrerer hundert Wasserstoffbomben.“
Norman hatte wie üblich unbedarft erzählt, was er dachte. Als er die Sätze zu Ende gesprochen hatte, wurde ihm bewusst, welche Ungeheuerlichkeit er gesagte hatte. Er spürte, wie der Schweiß seinen Rücken hinab lief. Am Tisch herrschte betretenes Schweigen. Schließlich räusperte sich der Forschungsleiter.
„Neben der Zerstörung durch die Explosion selbst ist zu erwarten, dass Teile der Erdatmosphäre aus dem Gravitationsfeld der Erde gerissen werden“, erläuterte er. „Die Folgen wären ein Absinken des Sauerstoffgehalts in der Atmosphäre, enorme Sonneneinstrahlung auf der sonnenzugewandten Seite, Eiseskälte auf der sonnenabgewandten Seite. Wegen der Geschwindigkeit, mit der sich dies alles abspielt, könnte alles bekannte Leben verlöschen.“
Herr Bittner sprang auf.
„Wollen Sie hier etwa ein Weltuntergangsszenario an die Wand malen, damit Ihr Forschungsbudget erhöht wird?“, fragte er erregt. „Es geht um Steuergelder. Ich muss also schon sehr bitten, dass Sie realistisch aufzeigen, was geschehen wird.“
Er rückte seine schwarze, dünnrandige Brille wieder waagrecht auf die Nase, strich sich die dünnen Haare nach hinten und setzte sich wieder. Es war nicht zu übersehen, dass er sehr ungehalten über das scheinbar für ihn inszenierte alberne Theater war.
Die Abteilungsleiter, der Leiter des Forschungsprogramms Kempff und Norman sahen sich verstohlen und sichtlich genervt an. Kempff beugte sich nach vorne.
„Herr Bittner, ich habe eine Frau und drei Kinder. Ich habe Sie eingeladen, weil ich möchte, dass meine Familie in drei Jahren noch lebt. Das ist mein voller Ernst. In diesem Augenblick finden in den USA, Japan, Russland und England vergleichbare Sitzungen statt. Wir sprechen hier von der größten äußeren Bedrohung, der die Menschheit jemals gegenübergestanden hat.“
„Welche konkreten Vorschläge soll ich denn ins Kanzleramt mitnehmen?“, fragte Herr Bittner in einem neutralen Ton, den man auch bei der Frage der Neubestuhlung des Parlaments hätte anschlagen können.
„Wir brauchen einen Krisenstab, der die internationale Kommunikation sicherstellt und mit entsprechenden Kompetenzen ausgestattet wird“, sagte Kempff energisch. „Und da Sie es bereits ansprachen: Wir brauchen Geld, viel Geld.“